Alzheimer Infektionshypothese

Porphyromonas gingivalis – Helicobacter der Geriatrie?

Nachdem in den letzten Jahren mehrere Versuche gescheitert sind, Amyloid Plaques aus dem Gehirn zu entfernen (z. B. Verubecestat), stellt sich die Frage, ob nicht Ursache und Wirkung in der Alzheimer Forschung neu überdacht werden müssen. Ein neuer Ansatz ist die Infektionshypothese des M. Alzheimer.

Eine interessante Zusammenfassung zwischen Zahnfleischerkrankungen und Alzheimer gibt Harding et al.: Eine Periodontitis geht einher mit Alzheimer Erkrankungen (Ohlsen und Singhrao). Auch die Assoziation zwischen Zahnfleischerkrankungen und späterer Gedächtnisfunktion ist belegt (Stein et al.). Interessanterweise scheint es nicht nur ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Erkrankungen zu geben, in einer kleinen Studie an 29 Patienten ist eine Verbesserung der Zahnhygiene einhergegangen mit einer Reduktion des funktionellen kognitiven Impairment, wenn auch nicht über eine längeren Zeitraum (Rolim et al.).

Ein Hauptverursacher der Periodontitis ist Porphyromonas gingivalis (u.a. Review von Mysak et al.). Doch nicht nur im Zahnfleisch lässt sich dieser Keim nachweisen, auch im Gehirn gelang ein Nachweis (Dominy et al.). Zwischen einer Nicht-Alzheimer Kontrollgruppe und Gehirnschnitten von Alzheimerpatienten zeigte sich ein signifikant erhöhte Konzentration von Stoffwechselenzymen von Porphyromonas gingivalis, auch zeigte sich eine deutliche Korrelation mit der tau-Protein Last. In vitro konnte dabei ein Anstieg der Konzentration von unlöslichem tau-Protein nach Infektion einer Zelllinie mit P. gingivalis beobachtet werden.

Bisher sind extrazelluläre Ablagerung, die Amyloid-ß-Peptide und das intrazelluläre tau-Protein als mögliche Ursachen der Alzheimer Erkrankung angesehen worden. Doch vielleicht sind diese Ablagerung nicht die Ursache, sondern die Folge: Für Amyloid-ß-Peptide gibt es bereits Anzeichen einer antimikrobiellen Aktivität (Soscia et al.).

Auch auf Gen-Ebene gibt es plausible Zusammenhänge zwischen bakteriell getriggerter Inflammation und Neurodegeneration. So ist bei Vorliegen eines Apo-E4 Phänotyps eine erhöhte Expression proinflammatorischer Zytokine bekannt (Candore et al.), welche möglicherweise ursächlich durch eine Störung der Bluthirnschranke bedingt sind. Die chronische Neuroinflammation bedingt dann eine Neurodegeneration (Harding et al.).

Dominy et al. wiesen einen Zusammenhang zwischen der Konzentration von Kgp (einem Stoffwechselenzym von P. gingivalis) und Neurodegeneration in vitro nach. Diese Neurodegeneration lies sich mit einem Cystein Protease Inhibitor aufhalten, welcher das entsprechende Kgp-Enzym blockiert. Eine Eradikation mit einem Breitspektrum Antibiotikum (Moxifloxacin und Doxycyclin) hatte keinen entsprechend protektiven Effekt. Ein Kgp-Inhibitor, welcher die Bluthirnschranke überwinden konnte, zeigte im Mausmodell ebenfalls einen Neuroprotektiven Effekt nach Injektion von Kgp und einem weiteren Stoffwechselenzym RgpB.

Eine Infektion von Mäusen mit P. gingivalis zeigte eine erhöhte Konzentration von Aß1-42, allerdings nur bei Stämmen welche nicht mit einem Kgp- oder RgpB-Knock out Stamm infiziert worden waren. Außerdem zeigte sich eine Antibakterielle Aktivität von Aß1-42 gegen P. gingivalis.

Weiterhin konnte die Infektionslast mithilfe eines Kgp oder RgpB Inhibitors in Mäusen reduziert werden.

In weiteren Studien ist ebenfalls ein Zusammenhang zwischen einem Infektionserreger und Alzheimer nachgewiesen worden (u.a. Chlamydia pneumophilia, Herpes simplex Typ I, Helicobacter pylori, siehe Review von Olsen und Singhrao).

Für eine Immunglobulingabe gegen HSV-1 konnte eine Reduktion der Aß- und phosphorylierter tau-Protein Konzentration in vitro gezeigt werden (Wozniak und Itzhaki).

Zolendronat bei Osteopenie für postmenopausale Frauen > 65 Jahre

Reid et al. haben die Frage der Effektivität einer Therapie mit Zolendronat für postmenopausale Frauen mit einer Knochendichte am Femurhals / Gesamtfemur zwischen -1.0 und -2.5, mithin den WHO-Kriterien einer Osteopenie, untersucht. Eingeschlossen in die randomisierte kontrollierte doppelt-verblindete Studie wurden jeweils 1000 Frauen, die Analyse nach 6 Jahren haben 936 in der Verumgruppe und 925 in der Placebogruppe abgeschlossen.

Beide Gruppen erhielten vor Studienbeginn 100.000 IU Vitamin D, falls bisher noch keine Vitamin D-Substitution erfolgt war, und anschließend monatlich dann 1,25 mg (50.000 IU). Mittlerweile werden hochdosierte Vitamin D-Gaben nicht mehr empfohlen, siehe z. B. Reid. In der Zolendronatgruppe wurden dann 5 mg Zolendronat i.v. alle 18 Monate verabreicht, die Placebogruppe erhielt eine identisch beschriftete Kochsalzinfusion.

Ausschlusskriterien war eine schwerwiegende Systemerkrankung, eine Niereninsuffizienz > G3b, eine Krebserkrankung in den letzten 2 Jahren, eine Knochenstoffwechselerkrankung oder Medikamente welche in den Knochenstoffwechsel eingreifen (neben Bisphosphonaten z. B. Prednisolon > 2,5 mg tgl.). Ein T-Score von < -2.5 an der Wirbelsäule war kein Ausschlusskriterium, damit erfüllte ein Teil der Patientinnen auch die Kriterien einer Osteoporose.

Dennoch war auch ohne die Berücksichtigung dieser Gruppe nach 6 Jahren eine deutlich verringerte Frakturhäufigkeit zu beobachten, das Risiko in der Zolendronatgruppe verringerte sich auf 63 % nach 6 Jahren im Vergleich zur Placebogruppe. Über alle gerechnet für das Auftreten einer symptomatischen Fraktur in 6 Jahren betrug die NNT 19. Die Mortalität war tendenziell, wenn auch nicht signifikant, in der Bisphosphonatgruppe niedriger (HR 0,65 (0,4 – 1,05) bei 41 Todesfällen in der Placebogruppe vs. 27 in der Zolendronatgruppe). Vorhofflimmern war nicht häufiger, ebenso fand sich eine günstige nicht-signifikante Tendenz für das Auftreten von Krebserkrankungen und Myokardinfarkten. Jeweils etwa 400 Patientinnen klagte über Nebenwirkungen, 56 Patientinnen lehnten eine erneute Zolendronatinfusion aufgrund von Grippe-ähnlichen Symptomen ab, in der Placebogruppe waren es 5.

Mikrobiom und Ernährung in der Geriatrie

In den letzten Jahren ist neben dem Genom und dem Proteom auch das Mikrobiom in den Fokus der Forschung gerückt, auch in der Geriatrie. Es lassen sich Veränderungen bei Patienten mit Sarkopenie und Frailty nachweisen, so zeigt sich eine Verschiebung der Zusammensetzung der Darmflora mit weniger Keimen mit bekannten antiinflammatorischen Eigenschaften (Review von Bischoff et al.).

Eine diverse Ernährung ist mit einem diversen Mikrobiom assoziiert. Anhänger einer gesunden Ernährung (viel Gemüse, Obst, Geflügel, Vollkorngetreide, Olivenöl, Nüsse) sind dabei u.a. häufiger selbstständig, leben länger, haben weniger oft Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen sowie eine Sarkopenie  (Review Bloom et al.)

Update Osteoporose

Die FRAME-Studie zeigt für postmenopausale Frauen eine Reduktion der vertebralen Frakturen für den Sclerostin Inhibitor Romosozumab nach 12 Monaten von 1.8 % auf 0.5% (NNT=77).  Eingeschlossen wurden postmenopausale Frauen mit einem T-Score zwischen -2.5 und -3.5 am Femurhals oder der Hüfte. Therapiert wurde mit 210 mg Romosozumab s.c. monatlich vs. Placebo über 12 Monate, nachfolgend 60 mg Denosumab alle 6 Monate für ein weiteres Jahr. Darunter zeigte sich eine weiter reduzierte Frakturrate in der initial mit Romosozumab therapierten Gruppe (0.6% vs. 2.5 %, NNT= 53). Romosozumab soll zum einen die Knochenresorption hemmen und andererseits den Knochenaufbau fördern. Denosumab wurde angeschlossen als Knochenabbau hemmendes Medikament. Ausschlusskriterien waren u.a. Hüftfrakturen in der Vorgeschichte sowie eine schwere oder mehr als zwei Wirbelkörperfrakturen. Die Gesamtrate an Frakturen war entgegen der Reduktion der Wirbelkörperfrakturrate nicht-signifikant erniedrigt. Die Autoren weisen auf ein insgesamt erniedrigtes kalkuliertes Frakturrisiko (FRAX) in der Lateinamerikanischen Population hin, wo sich ein geringerer Unterschied zur Placebogruppe zeigte.

Die ACTIVE-Studie demonstriert für Abaloparatid eine reduzierte Rate an Wirbelkörperfrakturen (0.58% vs. 4.22%, NNT=27) sowie eine geringere Rate an nichtvertebralen Frakturen (2.7% vs. 4.7% vs. 3.3% unter Teriparatid) bei postmenopausalen Frauen. Abaloparatid wirkt knochanabol ähnlich wie Teriparatid und ist abgeleitet vom PTHrP. Es zeigte sich eine geringere Hypokalzämieinzidenz als unter Teriparatid. Verglichen wurde verblindet 80 µg Abaloparatid s.c. täglich vs. Placebo bei Patientinnen zwischen 50 und 85 Jahren mit einem T-Score zwischen -2.5 und -5.0 entweder an der LWS oder am Femurhals und mindestens einer niedrigtraumatischen mittelgradigen oder zwei leichtgradigen Frakturen der LWS oder BWS oder einer niedrigtraumatischen extravertebralen Frakrtur in einer Röntgenuntersuchung innerhalb der letzten 5 Jahre, bzw. einem T-Score zwischen -3.0 und -5.0 ohne Frakturzeichen. Ein Einschluss war für Frauen ab 65 Jahren bei einem T-Score bereits ab -2.0 bei vorhandensein o.g. Frakturkriterien möglich. In einer dritten Gruppe wurde openlabel Teriparatid 20 µg für insgesamt 18 Monate gegeben. Ausschlusskriterium war dabei u.a. eine schwere Fraktur. Untersucht wurde ein vergleichsweise junges Kollektiv (mittleres Alter 69 Jahre).

Polypharmazie

Eine überarbeite Version zur Verhinderung der Unter- bzw. Überversorgung mit Medikamenten geriatrischer Patienten ist in Age and Ageing 2014 erschienen, hier eine deutsche Übersetzung daraus:


Startkriterien

Kardiovaskuläres System

  • Phenprocoumon oder neue orale Antikoagulantien bei Vorhofflimmern
  • ASS 100 mg tgl. bei Kontraindikationen für orale Antikoagulantien
  • Thrombozytenaggregationshemmer bei KHK, Schlaganfall oder pAVK
  • Antihypertensiva bei dauerhaft RRsyst. > 140 mmHg und/oder RRdiast. > 90 mmHg, bzw. RRsyst. > 140 mmHg und/oder RRdiast. > 90 mmHg bei Diabetikern
    → nach SHIP Studie evntl. bei guter Verträglichkeit Zielwert generell < 140 mmHg systolisch!
  • Statin bei KHK, Schlaganfall, pAVK außer in der terminalen Lebensphase oder Alter > 85 Jahre
  • ACE-Hemmer bei systolischer Herzinsuffizienz und/oder KHK
  • Betablocker bei KHK
  • Bisoprolol, Nebivolol, Metoprolol oder Carvedilol bei stabiler syst. Herzinsuffizienz

Respiratorisches System

  • Inhalativer LABA oder LAMA bei leicht bis mittelschwerem Asthma bronchiale oder COPD
  • Inhalatives Glucocorticosteroid bei mittel bis schwergradigem Asthma bronchiale oder COPD wenn die FEV1 < 50% der Norm und mehrfache Exazerbationen in der Vorgeschichte mit Behandlung durch orale Glucocorticoide
  • Heimsauerstoff bei chronischer Hypoxämie (pO2 < 55 mmHg, SaO2 < 89%)

Zentrales Nervensystem und Augen

  • L-Dopa oder Dopaminagonist bei idiopathischem Parkinson mit funktionellen Einschränkungen und resultierender körperlicher Beeinträchtigung
  • Antidepressiva (keine Trizyklika!) bei Major Kriterien einer Depression
  • Acetylcholinesterase Inhibitoren bei leicht – bis mittelschwerer Alzheimer Demenz oder Lewy Body Demenz
  • Augentropfen bei primärem Offenwinkel Glaukom (Betablocker, Prostaglandine)
  • SSRI (oder SNRI oder Pregabalin bei Kontraindikationen für SSRI) bei schwerer Angststörung mit Beeinträchtigung der funktionellen Unabhängigkeit
  • Dopaminagonist (Ropinirol oder Pramipexol oder Rotigotin) bei Restless Legs Syndrom nach Ausschluss eines Eisenmangels und einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz

Gastrointestinales System

  • PPI bei schwerer gastroösophagealer Refluxerkrankung oder peptischen Strikturen mit erforderlicher Dilatation
  • Ballaststoffreiche Nahrung bei Obstipation mit Divertikulose

Muskuloskeletales System

  • DMARD bei aktiver rheumatoider Arthritis
  • Bisphosphonat mit Vitamin D und Calcium bei Patienten unter längerfristiger hochdosierter systemischer Steroidtherapie
  • Vitamin D Substitution bei bekannter Osteoporose
  • Antiresorptive oder Anabole Therapie bei Osteoporose (Bisphosphonat, Strontium, Teriparatid, Denosumab) ohne Vorliegen von Kontraindikationen
  • Vitamin D bei rez. Stürzen oder Osteopenie oder bei fehlendem Verlassen der eigenen Wohnung
  • Allopurinol oder Febuxostat nach Gichtanfällen
  • Folsäure bei Therapie mit MTX

Endokrines System

  • ACE-Hemmer oder AT1-Blocker bei Diabetes mit Nephropathie (Proteinurie oder Albuminurie > 30mg/24h) mit oder ohne Erhöhung der Nierenretentionswerte

Urogenitales System

  • Alpha-1-Blocker bei Benigner Prostatahyperplasie wenn noch keine TUR-P indiziert, bzw.
  • 5-alpha Reduktase Inhibitor bei Benigner Prostatahyperplasie wenn keine TUR-P indiziert
  • Topische vaginale Östrogene oder Pessar bei symptomatischer atrophischer Vaginitis

Schmerztherapie

  • Stark potente Opioide bei mittel – bis starken Schmerzen wenn Paracetamol oder NSAID Kontraindiziert oder nicht ausreichend wirksam
  • Laxantien unter Opiattherapie

Impfungen

  • Jährliche Influenzaimpfung
  • Mindestens einmalig Pneumokokken Impfung im Alter > 65 Jahren

Stopp-Kriterien

Indikationsprüfung

  • Alle Medikamente ohne gesicherte Evidenz
  • Alle Medikamente über den empfohlenen Zeitraum hinaus
  • Zwei Medikamente der gleichen Wirkstoffgruppe (zuerst Monotherapie optimieren)

Kardiovaskuläres System

  • Digitalis bei Herzinsuffizienz mit normaler syst. LV-Funktion
  • Verapamil oder Diltiazem bei Herzinsuffizienz NYHA III bis IV
  • Betablocker mit Verapamil oder Diltiazem
  • Betablocker bei Bradykardie < 50/min, Blockbild ≥ II. Grades
  • Primär Amiodaron bei supraventrikulären Tachyarrhythmien (erst Betablocker, Digitalis, Verapamil bei besserer Verträglichkeit)
  • Schleifendiuretika bei Hypertonie, schon gar nicht bei Urininkontinenz
  • Schleifendiuretika bei Knöchelödemen ohne Zeichen einer Herzinsuffizienz, Leberinsuffizienz oder Niereninsuffizienz (Kompressionsstrümpfe!)
  • Thiazide bei K+ < 3 mmol/l, Na+ < 130 mmol/l, korrigiertem Ca2+ > 2,65 mmol/l oder bei bekannter Gicht
  • Zentrale Antihypertensiva (z.B. Clonidin, Moxonidin), es sei denn bei Unverträglichkeit bzw. mangelnder Effektivität anderer Antihypertensiva
  • ACE-Hemmer oder AT1-Blocker bei Hyperkaliämie
  • Aldosteronantagonisten in Kombination mit ACE-Hemmern oder AT1-Blockern ohne mindestens 6 monatliche Kaliumkontrollen
  • Phosphodiesterase-5-Inhibitoren bei schwerer Herzinsuffizienz mit Hypotonie (RRsyst. < 90 mmHg) oder in Kombination mit Nitraten

Blutgerinnungshemmer

  • ASS über längere Zeit > 160 mg tgl.
  • ASS bei Ulcusleiden ohne PPI
  • ASS / Phenprocoumon / NOAK’s bei erheblichem Blutungsrisiko (z.B. unkontrollierte arterielle Hypertonie, abgelaufene schwere Blutungen)
  • ASS + Clopidogrel als Sekundärprophylaxe nach Schlaganfall außer nach Stentimplantation innerhalb der letzten 12 Monate
  • ASS mit Phenprocoumon oder NOAK bei Vorhofflimmern (ASS absetzen!)
  • Thrombozytenaggregationshemmer mit NOAK/Phenprocoumon bei stabiler KHK, pAVK, cAVK
  • Ticlopidin (besser Clopidogrel, Prasugrel o.ä.)
  • Orale Antikoagulantien nach erster tiefer Beinvenenthrombose über mehr als 6 Monate
  • Orale Antikoagulantien nach erster Lungenarterienembolie über mehr als 12 Monate
  • NSAID mit Thrombozytenaggregationshemmer ohne PPI Prophylaxe

Zentrales Nervensystem

  • Trizyklische Antidepressiva bei Demenz, Engwinkelglaukom, kardialen Leitungsstörungen, benigner Prostatahyperplasie oder Überlaufblase
  • Trizyklische Antidepressiva als ersten Therapieversuch einer Depression (besser SSRI oder SNRI)
  • Neuroleptika mit anticholinergem Wirkungsprofil bei benigner Prostatahyperplasie / Überlaufblase (z.B. Clozapin)
  • SSRI bei Hyponatriämie (Na+ < 130 mmol/l)
  • Benzodiazepine ≥ 4 Wochen (cave vorsichtig ausschleichen)
  • Neuroleptika (außer z.B. Quetiapin oder Clozapin) bei Parkinson oder Lewy-Body Demenz
  • Anticholinergika zur Therapie von Nebenwirkungen von Neuroleptika
  • Anticholinergika bei Delir oder Demenz
  • Antipsychotika bei Demenz möglichst vermeiden
  • Neuroleptika zur Sedierung (außer Schlafstörungen wegen Demenz oder Psychose)
  • Acetylcholinesteraseinhibitoren bei persistierender Bradykardie (<60/min), kardialen Blockierungen, ungeklärten Synkopen oder mit gleichzeitiger bradykardisierender Medikation
  • Phenothiazine als Antipsychotika der ersten Wahl
  • l-Dopa oder Dopaminagonist bei essentiellem Tremor (hilf nicht)
  • Antihistaminika der ersten Generation

Renales System

  • Digoxin > 125 µg/tgl. bei eGFR < 30 ml/min
  • Dabigatran bei eGFR < 30 ml/min
  • Faktor Xa Inhibitoren bei eGFR < 15 ml/min
  • NSAID bei eGFR < 50 ml/min
  • Colchizin bei eGFR < 10 (?) ml/min
  • Metformin bei eGFR < 30 ml/min

Gastrointestinales System

  • Metoclopramid bei Parkinson
  • PPI bei unkompliziertem Ulcus oder peptischer Ösophagitis für mehr als 8 Wochen in voller therapeutischer Dosis
  • Medikamente mit bekannter obstipierender Wirkung (z.B. Anticholinergika, orales Eisen, Verapamil, Opiate) wenn Alternativen verfügbar
  • Mehr als 200 mg elementares Eisen p.o. (mehr wird nicht resorbiert)

Respiratorisches System

  • Theophylin als Monotherapie bei COPD
  • Systemische Glucorticoide anstatt inhalative Verabreichung bei mittel- bis schwergradiger COPD
  • LAMA (z.B. Tiotropium) bei Engwinkelblockglaukom
  • Unselektive Betablocker (auch topisch!) bei behandlungsbedürftigem Asthma bronchiale
  • Benzodiazepine bei akuter oder chronischer respiratorischer Insuffizienz

Muskuloskeletales System

  • NSAID außer COX-2-Hemmer bei Ulcus, gastrointestinaler Blutung außer mit PPI oder H2-Antagonist
  • NSAID bei schwerer Hypertonie oder Herzinsuffizienz
  • NSAID mehr als 3 Monate wenn Paracetamol nicht versucht
  • Glucocorticoide über mehr als 3 Monate bei rheumatoider Arthritis als Monotherapie
  • Steroide bei Arthrose (außer zur intraartikulären Anwendung)
  • NSAID oder Colchizin über mehr als 3 Monate bei Gicht ohne Kontraindikationen für Xanthin-oxidase Inhibitoren
  • COX-2-Hemmer bei kardiovaskulären Erkrankungen
  • Bisphosphonate oral bei z.B. Dysphagie, Ösophagitis, Gastritis, Duodenitis, Ulcus oder oberen gastrointestinalen Blutungen

Urogenitales System

  • Muskarinrezeptorantagonisten bei Demenzerkrankungen oder Engwinkelblockglaukom, benigner Prostatahyperplasie
  • Alpha-1-Blocker bei symptomatischer orthostatischer Hypotonie oder Miktionssynkope

Endokrines System

  • Langwirksame Sulfonylharnstoffe bei Diabetes mellitus Typ II
  • Thiazolidindione bei Herzinsuffizienz
  • Betablocker und Diabetes mellitus mit häufiger Hypoglykämie
  • Östrogene nach Mammakarzinom oder venösen Thrombosen
  • Orale Östrogene ohne Progesteron und nicht entferntem Uterus (Endometriumkarzinome!)
  • Androgene außer bei primärem oder sekundärem Hypogonadismus

Medikamente mit erhöhter Sturzgefahr

  • Benzodiazepine
  • Neuroleptika
  • Vasodilatoren (z.B. alpha-1-Blocker, Calciumantagonisten, langwirksame Nitrate, ACE-Hemmer, AT1-Blocker) bei gleichzeitigen symptomatischen orthostatischen Hypotonien
  • Z-Substanzen (z.B. Zolpidem, Zopiclon)

Analgetika

  • Orale oder transdermale starkwirksame Opiate als Mittel der ersten Wahl für leichte Schmerzen
  • Opiate ohne Laxantien
  • Langwirksame Opiate ohne akut-wirksame Bedarfsanalgetika

Anticholinergika/Muskarinrezeptorantagonisten

  • Zwei oder mehr Anticholinergika/Muskarinrezeptorantagonisten gleichzeitig (Spasmolytika, Trizyklika, Antihistaminika der 1. Generation)