Prasugrel und NSTEMI

Der optimale Zeitpunkt für den Beginn der Thrombozytenaggregationshemmung wurde beim Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) in der ACCOAST-Studie für Prasugrel untersucht. Die Interventionsgruppe erhielt 30 mg Prasugrel direkt nach Diagnose-Stellung und erneut 30 mg Prasugrel wenn eine PCI indiziert war. In der Kontrolle initial Placebo, bei PCI 60 mg Prasugrel. Es zeigte sich ein erhöhtes Blutungsrisiko in der Interventionsgruppe.

Nun ist Prasugrel zumindest bei Uptodate nicht die erste Empfehlung für ein NSTEMI. In der TRITON-TIMI-38 Studie wurde Prasugrel erst nach Stellung der Indikation für eine PCI verabreicht, im Gegensatz zu Ticagrelor in der PLATO-Studie. In den ESCardio-Leitlinien von 2011 zum NSTE-ACS wird ein Thrombozytenaggregationshemmer so bald als möglich empfohlen (1A), Ticagrelor für alle Patienten mit NSTEMI (1B) und auch wenn bisher unter Clopidogrel. Prasugrel nur bei bekannter Koronaranatomie (1B) !

Neues aus der Pneumologie 2013

Vom Internisten-Update 2013 in Wiesbaden eine unvollständige Auswahl aus dem Vortrag von Herrn Professor Kohlhäufl:

  • Das SMART-Konzept (Single Maintenance And Reliever Therapie) ist eine wirksame Therapiealternative des Asthma bronchiale auf Stufe 2-4 : Formoterol als rasch wirksamer langwirksamer Bronchodilatator als Bedarfs – und Erhaltungstherapie in Kombination mit inhalativem Corticosteroid z.B. als Budesonid/Formoterol ist effektiver auf Stufe 2 und spart Steroide durch verminderte Exazerbationsrate auf Therapiestufe 3-4.
  • Bei Asthma unter inhalativen Korticosteroiden nach Absprache mit Kardiologen sind evntl. einschleichend (wohl besser kardioselektive) ß-Blocker möglich. Eine Placebo-kontrollierte Studie mit Propranolol als unselektivem ß-Blocker hat unter ICS keine signifikanten Unterschiede in der Lebensqualität und Asthmakontrolle finden können.
  • DREAM-Studie: Mepolizumab senkt die Exazerbationsrate bei schwerem eosinophilem Asthma bronchiale.
  • Eine PCT-gesteuerte Antibiotika – Therapie ist sicher bei oberen – und unteren Atemwegsinfektionen (<0,1 ng/ml keine Antibiose, <0,25 ng/ml Überprüfung der Antibiose-Indikation). Eine einzelne Messung schließt aber bei ungenügender Sensitivität keine bakterielle Infektion aus, entscheidend bleibt die Klinik. Der Vorteil des Procalcitonins liegt in der damit möglichen frühzeitigen Beendigung einer Antibiose bei auch in der Kontrolle niedrigem Wert.
  • In Zukunft evntl. vermehrt inhalative Antibiotika als Antwort auf die zunehmenden Resistenzprobleme, besonders bei chronisch kranken Patienten (z.B. Mukoviszidose, COPD).
  • Das Screening von Rauchern auf ein Bronchialkarzinom mit Niedrig-Dosis CT ist auch bei Vorliegen einer amerikanischen Empfehlung für bestimmte Risikogruppen vorerst noch nicht in Deutschland praktikabel. Mehr als 90% der pulmonalen Rundherde sind benigne, eine ausreichende Trennschärfe zu malignen Befunden ist nicht gegeben und verursacht zum jetzigen Zeitpunkt bei genereller Anwendung evntl. mehr Schaden als Nutzen. Die beste Vorsorge bleibt ein Rauchverzicht.
  • Die spezifische Therapie des metastasierten nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms wird erweitert um Crizotinib bei Vorliegen einer ALK-Mutation, neben bereits bekannten Optionen bei EGFR-Mutation (Gefitinib, Erlotinib, Afatinib). Somit muss der Pathologe nun nach zwei Mutationen beim NSCLC gefragt werden!

Im Vortrag von Herrn Professor Pfeifer standen die COPD, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom und die Beatmungsmedizin im Vordergrund:

  • Die COPD ist mit zahlreichen Begleiterkrankungen assoziiert. Wichtig ist die Differentialdiagnostik bei Akut-Exazerbierter COPD, an erster Stelle steht hier die Lungenembolie. Zu wenig berücksichtigt wird das akute Koronarsyndrom; neben thorakalen Schmerzen im Rahmen der Exazerbation sind auch kardiale Ischämien häufig (McAllister et al. 2012).
  • Eine Steroid-Stoßtherapie mit 40 – 50 mg Prednisolon über 5 Tage ist genauso effektiv (oder besser) wie eine Therapiedauer von 14 Tagen (REDUCE-Studie).
  • Inhalative Glucocorticoide bringen ein erhöhtes Risiko für Pneumonien und nicht-tuberkulöse Mykobakteriosen. Die ICS sind erst ab Stadium GOLD C indiziert (GOLD-Leitlinie)!
  • Das nicht-therapierte obstruktive Schlafapnoe-Syndrom erhöht das Risiko für ein Rezidiv-Vorhofflimmern nach Pulmonalvenenisolation (Fein et al. 2013) und ist assoziiert mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität, insbesondere bei einem nächtlichen Sättigungsabfall < 78% und schwerem OSAS (Gami et al. 2013). Frauen haben trotz OSAS evntl. keine vermehrte Tagesmüdigkeit (Franklin et al. 2013), sodass ein Screening auch bei alleinigem Vorliegen von arterieller Hypertonie und Adipositas zu erwägen ist.
  • Eine palliative nicht-invasive Beatmung bei Tumorpatienten kann effektiv die Dyspnoe verringern und den Opiat-Bedarf vermindern (Nava et. al 2013).