Plättchenhemmung nach ACS

Kommt das Ende der Triple-Therapie?

Die Augustus Studie hat sich im März der Frage der optimalen Plättchenhemmung bei Patienten mit Vorhofflimmern gewidmet. Untersucht wurden Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom oder nach Koronarintervention mit Indikation für eine Plättchenhemmung.

Es wurde randomisiert entweder ASS oder Placebo Untersucht unter P2Y12-Hemmer und Vitamin K-Antagonist oder Apixaban (2×2 Studiendesign: Openlabel VKA vs. Apixaban, doppelt verblindet ASS 81(!) mg gegen Placebo). Die Studie wurde unterstützt durch Pfizer und Bristol-Myers, den Herstellern von Apixaban. Primärer Endpunkt waren mindestens klinisch relevante Blutungen, sekundäre Endpunkte Tod oder Hospitalisation und ischämische Ereignisse.

Untersucht wurden insgesamt 4614 Patienten. Die meisten Patienten bekamen Clopidogrel (92,6%). Die mediane Zeit im therapeutischen Bereich von 2-3 war 59% unter Vitamin-K Antagonist, dabei betrug die mediane Zeit oberhalb des Ziel INR 3%.

Es fand sich ein vermindertes Blutungsrisiko (NNT=24) sowie ein vermindertes Risiko für Hospitalisation oder Tod unter Apixaban im Vergleich zu Vitamin K-Antagonisten (NNT=26). Die Mortalität war nicht signifikant unterschiedlich. Erwartungsgemäß war unter ASS das Blutungsrisiko größer als unter entsprechendem Placebo (NNH=14), die Inzidenz ischämischer Ereignisse war hierbei jedoch nicht signifikant erhöht, wenngleich der Trend unter Placebo eine erhöhte Inzidenz zeigte. Ebenfalls nicht signifikant unterschiedlich war die Inzidenz ischämischer Ereignisse zwischen Apixaban vs. Vitamin K-Antagonist. Die Hospitalisation oder Mortalität war vergleichbar unter Placebo wie zu der ASS-Gruppe. Der Untersuchungszeitraum betrug hierbei 6 Monate, danach erfolgte die weitere Therapie nach dem jeweiligen Therapiestandard.

Prasugrel und NSTEMI

Der optimale Zeitpunkt für den Beginn der Thrombozytenaggregationshemmung wurde beim Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) in der ACCOAST-Studie für Prasugrel untersucht. Die Interventionsgruppe erhielt 30 mg Prasugrel direkt nach Diagnose-Stellung und erneut 30 mg Prasugrel wenn eine PCI indiziert war. In der Kontrolle initial Placebo, bei PCI 60 mg Prasugrel. Es zeigte sich ein erhöhtes Blutungsrisiko in der Interventionsgruppe.

Nun ist Prasugrel zumindest bei Uptodate nicht die erste Empfehlung für ein NSTEMI. In der TRITON-TIMI-38 Studie wurde Prasugrel erst nach Stellung der Indikation für eine PCI verabreicht, im Gegensatz zu Ticagrelor in der PLATO-Studie. In den ESCardio-Leitlinien von 2011 zum NSTE-ACS wird ein Thrombozytenaggregationshemmer so bald als möglich empfohlen (1A), Ticagrelor für alle Patienten mit NSTEMI (1B) und auch wenn bisher unter Clopidogrel. Prasugrel nur bei bekannter Koronaranatomie (1B) !

Thrombozytenaggregationshemmer bei akutem Koronarsyndrom

Auch wenn die entsprechenden Studien schon länger zurückliegen, noch einmal zum Erinnern: Unterschieden wird bei der Therapie des akuten Koronarsyndromes zwischen ST-Hebungsinfarkt und Nicht-ST-Hebungs-Infarkt (NSTEMI).

STEMI

Aufgrund den Ergebnissen der TRITON-TIMI-38 Studie von 2007 wird bei STEMI bei Patienten ≤ 75 Jahren und Gewicht ≥ 60 Kg die keinen Apoplex bzw. keine TIA in der Anamnese haben statt Clopidogrel das neue Prasugrel (Efient) bei geplanter PCI empfohlen. Statt 500 mg Azetylsalizylsäure nur 250 mg ASS i.v. Loading Dose Prasugrel ist 60 mg, dann weiter mit 10 mg 1x tgl. p.o. für ein Jahr nach Stentimplantation, ASS weiter lebenslang.

NSTEMI

Bei NSTEMI und geplanter PCI nach der PLATO Studie von 2009 statt Clopidogrel Ticagrelor. Ebenfalls nur 250 mg ASS i.v. Loading Dose 2×90 mg p.o., Erhaltungsdosis 2tgl. x90 mg p.o.für ein Jahr nach Stentimplantation, ASS lebenslang.

Triple-Therapie

Bei notwendiger oraler Antikoagulation z.b. bei begleitendem Vorhofflimmern empfehlen die ESC-Leitlinien weiterhin Clopidogrel, ASS und eine orale Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonist mit Ziel-INR 2-2,5. Die Dauer der dreifach Therapie richtet sich nach dem HAS-BLED Score (ESC-Leitlinien 2012, Seite 17):

  • Zwischen 0 und 2 für 6 Monate, dann 6 Monate Thrombozytenaggregationshemmer + OAK
  • Bei HAS-BLED > 2 dreifach Therapie für 4 Wochen, dann 12 Monate Thrombozytenaggregationshemmer und OAK

Belgeitend wird jeweils ein PPI empfohlen. Nach einem Jahr und stabiler KHK bringt eine zusätzliche Thrombozytenaggregationshemmung bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern zur OAK kein Nutzen, nur ein erhöhtes Blutungsrisiko.